20.04.2024

Lektor und Ghostwriter Karl-Heinz Smuda: eigene Prägung

 

Viele Autoren, die ihre Biografie vorlegen, lassen einen Fremden in ihr Leben blicken. So ist es redlich, in Grenzen über mich zu berichten. Ich meine: Haltung, Denkweise und Erfahrung sind für die Zusammenarbeit wichtig.

Smuda hat mit seiner Arbeit bei Lokalzeitungen begonnen. Texte bearbeiten und Texte schreiben. Als Journalist, Lektor und Ghostwriter lebe ich in Berlin-Wilmersdorf. In der Nähe sind der Volkspark und das legendäre Rathaus Schöneberg. Sie kennen sich aus? Das ist fein. Auch gedanklich willkommen in Berlin.

Zuweilen schreibe und korrigiere ich für Auftraggeber im Ausland. Rückblickend war ich viele Jahre lang Korrespondent, Sprecher internationaler Organisationen zum Beispiel in Litauen oder in der Demokratischen Republik Kongo. Dienstreisen führten in allerlei nahe und ferne Länder. Ich war 15, als ich mit dem Schreiben begann. Im ersten kleinen Zeitungsartikel ging es um die Kirmes in Dürwiß. KHS lauteten die drei Buchstaben unter dem kurzen Beitrag, auf den ich jugendlich unendlich stolz war.

Mit 15 Pfennig in die Welt

Rom 1979

Rom 1979

Mit 15 habe ich zum Leidwesen der schon verwitweten Mama an einem Freitagnachmittag einen Zettel auf dem Küchentisch hinterlassen: „Mutti, ich bin in Rom“. Das Honorar von 15 Pfennig pro Zeile vom Aachener Zeitungsverlag reichte nach einigen Monaten für die Fahrkarte und das nicht ganz schicke Hotel Saarbrücken, für den Petersdom und den Besuch bei Radio Vatikan.

„Jugend heute“ hieß die Sendung, für die ich arbeitete. „Die Nachrichten aus der Weltkirche“ gingen um 16.00 Uhr vor einem Xylophon für das Pausenzeichen live um die Welt. Ich hatte eine Reiseschreibmaschine und tippte zuhause in Eschweiler für den Vatikan die Sicht Jugendlicher auf Bücher und weltbewegende Fragen angestrengt in die „Olympia“. So war das am Anfang mit 64 Fahrten über Bellinzona, über den Brennero zur Mama Roma. Am liebsten wäre ich Italiener.

An vielen Montagen saß ich rechtzeitig in der Schule und erzählte nicht viel. Im Ohr hatte ich die Erkennungsmusik und meine Ansage vor den vielen Versprechern aus Aufregung: „Im Großraum Rom auf UKW!“.

Prägung

Pfarrer Erwin Laurenz Schmitz, dem ungeduldigen und unerbittlichen Gelehrten, bleibe ich unendlich dankbar. Er brachte meine französischen Sprachkenntnisse auf Trapp. Die Rom-Eskapaden drohten sich zu rächen. Ich las ihm im Eschweiler Pfarrhaus zwangsweise aus dem „Wallenstein“ und von Kirkegaard vor.

Pfarrer Schmitz war nahezu blind und der Mann mit dem klarsten Blick, den ich jemals traf.

Er wurde 91 Jahre alt und starb im 10. Februar 2011. Ein großer Mann mit Weitsicht hat sich verabschiedet. Ich trauere um ihn.

Mein Mentor in Rom war Jesuit, Graf aus langer Adelstradition. Der Humor und die Herzenswärme von Heinrich Graf Ségur-Cabanac aus Österreich waren unübertroffen, obwohl niemand gleichzeitig so beängstigend schlecht und doch so souverän in einem kaputten Auto ohne Rückspiegel auf Roms Straßen unterwegs sein konnte. Er erzählte von den „Pötternl“, den Erbstücken seiner Familie, die dort in Österreich gehegt und gepflegt wurden. Mit Hildegard Cascavilla, der Sekretärin aus Bonn, tranken wir morgens bei Radio Vatikan Tee – und einer von uns holte Hörnchen vom Bäcker am Borgo Pio.

So schön war die Zeit mit 18, vor allem draußen am großen See von Bracciano, abends im Stroh, nach dem unendlichen Essen, das am Sonntagmittag begann, bei der Familie des ermordeten Regisseurs Piere Paolo Pasolini, der eine sehr persönliche Beziehung in den Vatikan hatte. Pasolini kannte ich nicht, sehr wohl seine trauernde und große italienische Familie.

Heinrich Ségur ist tot, Erwin Laurenz Schmitz ebenfalls. In der langen Reihe derer, die um sie trauern werden, will ich vorn stehen bleiben, unser Erwin Laurenz Schmitz, mein Heinrich. Heinrich, auch wenn der Wagen bricht.

Mein damals habilitierender Sprecherzieher Prof. Dr. Carl Ludwig Nauman nahm mir ab 1984 vier Jahre lang jede Angst vor der Überwindung, als ich auf dem Gipfel der Bemühungen um die gute Aussprache von ihm gezwungen wurde, tief in den Text von Rilke zu kriechen. Ich trug Malte Laurids Brigge auswendig und schluchzend auf einem Stuhl in seinem Büro vor: „Er hätte es nicht sagen können, aber wenn er morgens herumstrich den ganzen Tag …“.

Priv. Doz. Dr. Nauman lächelte an der RWTH Aachen und entließ mich sorglos ins Radioleben und sich zur Professur nach Braunschweig und später nach Hannover. Rilke ist mir immer noch der liebste Schreiber von allen. Ach so: Es geht immer noch mit der Aussprache: Beeren – Bären. Wer will das hören? Ich kann´s noch.

Andere Räume, andere Düfte

Die Uni hat viele Richtungen meines Lebens geändert. Es ist für den lebenswilligen Keim der eigenen Existenz doch nicht wichtig, ob man studiert oder nicht, Kinder hat oder nicht, reich ist oder nicht. Man richtet sich ein und aus. In jedem Buch ist das zu spüren. Die Banalität liegt in diesen Fragen: „Welches ist das Lied meines Lebens?“

Etwa doch „que sera sera“ aus dem Film von Alfred Hitchcock „Der Mann, der zuviel wußte“? Wenn mein „Methoden“-Professor Edo Enke Recht hatte und es im Leben nur eine einzige lebenswichtige Entscheidung gibt: Habe ich sie getroffen, wann wird sie kommen? Edo, ich kenne sie. Aber das ist eine andere Geschichte, die privat bleibt.

Heute freue ich mich über eigene Bücher im kleinen Regal. Da sind Fach- oder Kinderbücher, Romane oder Satiren, Biografien oder Impressionen. Alter schadet nicht. Alle Bücher habe ich nicht selbst geschrieben. Doch ich war an jedem beteiligt, als Autor unter eigenem Namen, Lektor, Korrektor, Redakteur oder Ghostwriter.

Schöne Sprache, Tiefe durch Details, Gefühl durch Verständnis

Zum Alltag gehört die Sorge um Details und den Stil der Manuskripte aus der eigenen Feder oder der anderer. Gern achte ich Autoren, die meine Unterstützung wünschen. Lassen Sie uns gemeinsam denken. Wenn ich von aufmerksamer Autorenbetreuung spreche, bitte ich Sie darum, diesen Gedanken nicht für das Stück Käse zu halten, über dem die Werbefalle des Dienstleisters zuschlägt.

Ihr Karl-Heinz Smuda