25.04.2024

Preisvorstellungen und Wirklichkeit

 

Tag für Tag gibt es Anliegen, die verständlich sind. Am Anfang stand die Idee. Aus ihr entwickelte sich das Buchmanuskript. Darin steckt, wie Menschen denken und welche Fähigkeiten sie haben. Ein guter Lektor müsse das anerkennen. Ehrlich: Das tut er.

Das gilt besonders für Biografien, mit denen sich ein Mensch öffnet und seine Lebensgeschichte oft schonungslos erzählt. Meine Verbundenheit ist groß. So sind die persönlichen Verhältnisse.

Doch die ökonomischen Verhältnisse der Autoren könnten besser sein. Mit den Buchmanuskripten werden Hoffnungen verbunden: vor allem ist es die, dass sich ein Verlag finden lässt und das Buch gut verkauft wird.

Beispiel: ektoriertes Manuskript

Beispiel: lektoriertes Manuskript

Tag für Tag treffen Anfragen ein. Jede beantworte ich, nicht immer gern. Die meisten, vor allem unerfahrenen Autoren erwarten vom professionellen Lektor besondere Preise.

Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren schlägt sogar einen Stundensatz von 40 Euro vor. Dafür gibt es gute Gründe.

Es gibt hingegen solche „Lektoren“ auf dem Markt, die für einen Euro oder für zwei arbeiten. Bei mehreren Durchgängen, zum Beispiel für Bücher, kann durchaus in der Summe eine Stunde vergehen, bis eine Seite so gut ist, dass der Verlag befindet: Ihm liegt ein gutes Manuskript vor.

Die Meinungen dort gehen auseinander. Hinzu kommt, dass selbst ein gutes Manuskript nicht gedruckt werden kann, wenn es nicht ins Verlagsprogramm passt. Wer die Zusammenarbeit mit dem Lektor hinter sich gelassen und damit wichtige Grundlagen geschaffen hat, wird dennoch einen steinigen Weg gehen müssen, vor allem Geduld haben müssen.

Es gibt keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben.

Jeder Lektor hat einen anderen Zugang zum Manuskript. Immerhin sollte es formal und inhaltlich korrekt und stimmig sein.

Würden Sie selbst für zwei Euro je Stunde arbeiten, brutto? Man käme im Monat nicht einmal auf den verfügbaren Betrag von Hartz IV. Es wird über Mindestlöhne diskutiert und alle sind sich einig, dass der Mindestlohn Sicherheit und Gerechtigkeit bietet.

Ich weiß: Das Lektorat ist gerade für Privatleute schwer erschwinglich. Deshalb versuche ich Hoffnung und Realität in Einklang zu bringen.

Höflichkeit ist dabei wie der rote Teppich zum Verständnis, das ich gewinnen möchte. So muss ich antworten, wenn die Preisvorstellungen nicht mit der Wirklichkeit des Lektors übereinstimmen, der mit guter Ausbildung und großer Erfahrung an die Arbeit geht.