Autor. WDR2 „Montalk“ und NATO-General Viereck
Köln. – WDR 2, „Montalk“: Dort sind zwei Stunden intensives Gespräch mit Prominenten aus dem Showgeschäft, aus Sport, Politik oder Kultur und mit Überraschungsgästen spannend und entspannend. Am Montag (8. Oktober 2008) stand Generalleutnant Karlheinz Viereck im Mittelpunkt der Sendung aus dem WDR-Funkhaus am Kölner Wallrafplatz.
„Zwei Kinder, zwei Enkel – das sind klasse Typen!“ Die Sendung beginnt mit einem herzlichen Lachen der Moderatorin.
Sicherheit
Es folgt die erste Wunschmusik, die General Viereck Wochen vorher daheim in Ostfriesland ausgesucht hat: „Scissor Sisters! Zack! Zack!“, kommentiert Moderatorin Gisela Steinhauer. Sie fragt, was das Einsatzführungskommando in Potsdam mache. Hunderttausende hören zu. Das Einsatzführungskommando plane alle Auslandseinsätze der Bundeswehr und führe die Soldaten unterhalb der Ebene des Generalinspekteurs: „Man braucht die Bundeswehr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, – für die Sicherheit im Ausland sind wir zuständig!“
Bundeswehr in Spanien?
In einer Umfrage, die eingespielt wird, wissen wenige Befragte, wo die Bundeswehr heute vertreten sei. Ein Kölner mutmaßt da fälschlicherweise: „in Spanien?“. Der General wundert sich, dass der Balkan in der Umfrage „nicht auf der Agenda“ steht. Der Balkan-Einsatz sei ein großer Erfolg für die Europäische Union. Man könne sich dort „bald herausziehen“, weil der Auftrag erfüllt worden sei. Umfragen dieser Art sind nicht repräsentativ. Das weiß Karlheinz Viereck.
Afghanistan: Sicherheit macht Aufbau möglich
Indessen helfen seit sieben Jahren deutsche Soldaten beim Aufbau des Landes und bei der Herstellung von Sicherheit in Afghanistan. Hinzu kommt die Unterstützung der afghanischen Regierung. „Wenn sich die Bevölkerung sicher fühlt, ist der Aufbau des Landes möglich.“ Daran müsse man selbst arbeiten, obwohl Viereck in der Bundeswehr gelernt hat, das Primat der Politik zu respektieren.
Erfolg durch Projekte
Die Erfolge Deutschlands in Afghanistan spiegelten sich in vielen Projekten, die die Bundeswehr in Afghanistan initiiere und begleite. Der General habe großes Verständnis für die Angst vieler Soldaten vor Ort: „Wenn die Soldaten keine Angst haben, dann stimmt etwas nicht bei der eigenen Vor- und Umsicht!“
Angst muss sein
Ihm selber gehe das nicht anders am Hindukusch. Die Furcht sei die ständige Begleiterin. Die Soldaten würden ihren Auftrag kennen, müssten entschlossen sein und dürften nicht zögern: „Es ist deshalb wichtig, tiptop aufeinander eingespielt zu sein!“ Die Bundeswehr wisse, dass die Einsätze psychisch stark belasteten: „Psychologen und sogenannte Peers helfen vor Ort.“
Der letzte Flug
Zu den Überraschungsgästen gehört Thomas Schneider. Schneider, geboren 1966, war Waffensystemoffizier, also „Backseater“, bei dem damaligen Jet-Piloten Viereck. Mit Thomas Schneider hat der heutige Drei-Sterne-General 1996 seinen letzten Flug in einer „Tornado“ absolviert. Das sei im bayerischen Memmingen ein „sehr sentimentaler Moment“ gewesen. Immerhin hatte Karlheinz Viereck 2.500 Flugstunden absolviert, etwa 100 Flugstunden davon mit dem heutigen Oberstleutnant Thomas Schneider.
Architekt statt General
Nach dem Flug gab es Sekt, Reden und die Einsicht, dass der Fliegerei nun wohl ein Ende gesetzt ist: „Momente, die man nicht vergisst!“ Fliegerei sei Leidenschaft gewesen. Das habe Karlheinz Viereck schon gemerkt, als er sich für die Schulfächer „Mathe und Sport“ begeisterte. Womöglich wäre er Lehrer geworden, vielleicht Architekt als Sohn des Ingenieurs, mit dem er heute gemeinsam in der Nähe von Aurich in den wenigen freien Stunden den Garten in Ordnung bringt. Musik wie die von den „Scissor Sisters“ laufe immer mit.
Freunde fürs Leben
Besondere Freude löst Überraschungsgast „Jo“ Scherer aus, Jochen Scherer. Unvermittelt steht er im WDR 2-Studio. Beide haben sich 1974 in Leck, in Ostfriesland, kennengelernt. Viereck nennt Scherer seinen „Flugbuddy“. Die beiden Piloten seien Freunde fürs Leben geworden.
Befragt nach einer „Friseurfrequenz“, über die sich beide Piloten vor mehr als 30 Jahren hoch über der Nordsee verständigten: Es habe eine Frequenz gegeben habe, über die sich beide Jetpiloten privat unterhalten konnten – bis sie erwischt und zur Ordnung gerufen wurden. Das Motto der Freunde Viereck und Scherer: „Gut leben, Freude am Leben, fliegen!“, plaudert der pensionierte Oberstleutnant Scherer, der im niederrheinischen Kalkar lebt. Doch Viereck wollte in der Bundeswehr früh nicht nur Pilot sein, sondern Hintergründe erkunden und Verfahrensfragen beeinflussen.
Kommunikation in 5 Sprachen
Während der Generalstabsausbildung habe der jetzige Befehlshaber des Einsatzführungskommandos in Geltow bei Potsdam gut lernen können. Inzwischen spreche er fünf Sprachen. Das müsse so sein, weil er Sprachkenntnisse verlange, wenn Soldaten Kontakte mit den Menschen auf den Straßen der Welt oder mit anderen ausländischen Soldaten nicht nur in Führungspositionen pflegen.
Viereck fordert kulturelle Kompetenz
Die kulturelle Bildung für das Einsatzland sei wichtig. Man habe die Bevölkerung und deren Kultur zu verstehen: „Dann erst können die Menschen sagen, der Soldat bewegt sich in meiner Kultur!“ Vertrauen schaffe Sicherheit, Vertrauen verhelfe zum Erfolg. In sechs von neun afghanischen Provinzen könne man auch deshalb sehen, dass sie nunmehr „mohnfrei“ seien. Die Bevölkerung erkenne, es gäbe andere Möglichkeiten zum Überleben als den Drogenanbau und den Drogenhandel.
Rechtehinweis:
Beitrag für das Einsatzführungskommando der Bundeswehr, in Geltow bei Potsdam. Fotos hier: Sie sind auf dieser Webseite mit freundlicher Genehmigung des Westdeutschen Rundfunks Köln veröffentlicht.
Hinweis:
Generalleutnant Karlheinz Viereck ist seit dem 1. Mai 2009 stellvertretender Stabschef (Deputy Chief of Staff) beim Allied Command Transformation der NATO in Norfolk, Virginia. Er wurde am 9. März 1951 in Kassel geboren. Besonders engagiert er sich innerhalb der NATO für „Gender Mainstreaming“. Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, weil es, so hat es auch die deutsche Bundesregierung definiert, keine „geschlechtsneutrale Wirklichkeit“ (Zitat) gibt.